Barbara Hannigan präsentiert in einem Konzert der London Symphony Orchestra eine eklektische Auswahl von Tanzsuiten und beweist einmal mehr ihre Vielseitigkeit als Sängerin, Dirigentin und Mentorin. Begleitet von dem Orchester wagt sie sich sogar auf die Bühne, um zu tanzen. Coplands “Music for the Theatre” eröffnete den Abend mit einem Sprung in das Amerika der Jazz-Ära. Hannigan und das Orchester brauchten einige Zeit, um sich einzuspielen, aber insbesondere das louche Klarinettensolo von Chi-Yun Mo im zweiten Satz stach hervor. Die Interpretation des Scherzos war kraftvoll, während das Intermezzo mit einer postimpressionistischen Haze aus Streichern und Schlagwerk besonders hervorstach.
Haydns Symphonie Nr. 90 in C-Dur war ein sonniges, humorvolles Werk, das von der LSO mit großer Präzision und dynamischem Kontrast vorgetragen wurde. Besonders die finale Bewegung zeigte virtuose Qualitäten. Im zweiten Teil des Konzerts wurde mit Gaîté Parisienne ein romantisches Paris des Belle Époque durchlebt. Die LSO schien dabei genauso viel Spaß zu haben wie das Publikum. Hannigan trat von ihrem Podium zurück, um mit der Mezzosopranistin Fleur Barron eine bezaubernde Performance der berühmten Barcarolle zu präsentieren.
In einer Auswahl von Kurt Weill Liedern zeigte Hannigan erneut ihr Können als Sängerin und Dirigentin. Obwohl die Akustik im Barbican Saal Herausforderungen bot, bewies sie mit ihrer Interpretation von Songs wie “Youkali” oder “Lost in the Stars” ihr Kunstverständnis. Bill Elliotts expressionistische Orchesterarrangements erwiesen sich als Bereicherung für das Orchester, bildeten sie die schillernde Schönheit der Stücke perfekt ab.