Die Sicherheitskräfte in Deutschland bereiten sich auf mögliche Racheangriffe im Zuge der rechtsextremen Schießereien in Hanau in dieser Woche vor, berichtete eine der größten Medienanstalten des Landes am Samstag. Die Funke Mediengruppe zitierte Ermittler im Bereich Terrorismus, die sagten, dass Racheakte von linksextremen Kräften wahrscheinlich sind, sowie Angriffe auf Vertreter der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Obwohl es aktuell keine konkrete Bedrohung von Seiten der radikalen islamistischen Szene gibt, kann die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden.
Am Mittwochabend erschoss ein 43-jähriger Deutscher in Hanau, in der Nähe von Frankfurt, neun Menschen. Alle seine Opfer hatten einen Migrationshintergrund. Der Schütze wurde später tot in seinem Zuhause gefunden, zusammen mit seiner 72-jährigen Mutter. Die Polizei fand ein Geständnisschreiben mit rechtsextremen Ansichten und ein Video, in dem Verschwörungstheorien diskutiert wurden. Neben den Sorgen vor Racheakten wird die Sicherheit in Moscheen deutschlandweit verstärkt, da sie potenzielle Ziele für weitere rechtsextreme Angriffe sein könnten.
Zwei deutsche politische Parteien haben die Möglichkeit ins Spiel gebracht, psychologische Bewertungen für Waffenbesitzer und Antragsteller verpflichtend zu machen. Nach der Gewalttat in Hanau müsse das Waffenrecht sehr ernsthaft überprüft werden, so der SPD-Innenexperte Helge Lindh. Es könnte sein, dass zukünftig die Genehmigung von Waffenbesitz Lizenzen den Nachweis eines psychologischen Gutachtens erfordert. Das Ziel ist es, nur Personen mit physischer, kognitiver und psychologischer Eignung zur Waffenbesitz zu erlauben.
Bundesinnenminister Seehofer hat betont, dass Deutschland bereits verstärkte Maßnahmen gegen Rechtsextremismus ergriffen hat. Zuvor zur Hanau-Attacke hat das deutsche Kabinett ein Gesetz zur Bekämpfung von Hassreden und Online-Extremismus verabschiedet. Unter dem vorgeschlagenen Gesetz müssen Internetunternehmen eine Vielzahl von Hassreden an die Polizei melden. Das Retweeten solcher Materialien oder die öffentliche Billigung könnte strafrechtlich verfolgt werden. Es wird darauf bestanden, dass die deutschen Sicherheitskräfte nicht blind seien und alle Formen von Extremismus im Blick behalten.