Horst Seehofer, Deutschlands Innenminister, erschien am Freitagnachmittag bei einer Pressekonferenz zum Thema des Anschlags in Hanau so ehrlich wie selten zuvor. Er betonte, dass der rassistische Hintergrund der Tat unbestritten sei und nicht relativiert werden könne. Seehofer warnte vor der hohen Gefahr durch Rechtsextremismus und bezeichnete dies als die größte Sicherheitsbedrohung im Land.
Als Konsequenz des Angriffs am Mittwochnachmittag kündigte der Innenminister an, dass “sensible Einrichtungen” wie Moscheen eine verstärkte Polizeipräsenz erhalten würden. Außerdem sollen mehr Polizisten an Bahnhöfen, Flughäfen und entlang der Grenze eingesetzt werden. Man befürchte Nachahmungstaten und Wutausbrüche aufgrund des Anschlags in Hanau, besonders während der anstehenden großen Veranstaltungen wie Karneval.
Die Integrationsbeauftragte der deutschen Regierung, Annette Widmann-Mauz, forderte mehr Maßnahmen gegen Islamophobie. Sie schlug die Einrichtung einer Expertenkommission und von Anlaufstellen für bedrohte Personen vor. Zekeriya Altug von der Türkisch-Islamischen Union für Religiöse Angelegenheiten unterstützte diese Idee und forderte eine Neuausrichtung der Debatte in der deutschen Gesellschaft zum Thema Islamophobie.
Viele Muslime empfinden die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen als zu spät, da sie schon lange vor wachsendem Rechtsextremismus gewarnt haben. Kurz vor dem Anschlag in Hanau wurden 12 Männer verhaftet, die verdächtigt wurden, Teil einer rechtsextremistischen Terrorzelle zu sein, die Angriffe auf Moscheen plante. Dennoch reagierten einige Bundesländer zurückhaltend auf Forderungen nach mehr Sicherheit.
Die Zentralrat der Muslime in Deutschland hat harsch auf den Angriff in Hanau reagiert und die Politik und Sicherheitsbehörden für jahrzehntelange Untätigkeit kritisiert. Muslime in Deutschland wünschen sich eine sichtbare und dauerhafte Sicherheit für Moscheen, ähnlich wie es bereits für Synagogen aufgrund von konkreten antisemitischen Bedrohungen existiert.