Offenbachs La Périchole ist eine seiner unvergesslichsten Partituren, ein von spanischer Musik beeinflusstes Unterhaltungsstück mit starken Melodien, klassischen Ausbrüchen von Albernheit und Momenten gefühlvoller Melodien. Die Vernachlässigung des Stücks ist möglicherweise auf seine obskure peruanische Handlung, den gescheiterten Versuch, sozialpolitische Punkte zu erzielen, und eine Hauptfigur zurückzuführen, deren Motivation und Moral hartnäckig undurchsichtig bleiben.
Valérie Lesorts köstlich verrückte Inszenierung von La Périchole für die Opéra Comique in Paris wurde 2022 gefilmt und meidet weise die verschwommenen revolutionären Anklänge des Werkes und setzt stattdessen auf eine hohe Dosis Anarchie und visuellen Spaß.
La Périchole – oder La Perricholi – war eine echte Person. In den 1770er Jahren war Micaela Villegas die führende Dame Limas, ihr Leben wurde in einem Einakter von Prosper Mérimée verewigt. Statt sie als Theatergrande Dame darzustellen, schufen Offenbachs Librettisten eine Ursprungsgeschichte und präsentierten sie als Straßensängerin, die die Avancen des lüsternen Vizekönigs abwehrt (oder tut sie das?). Wenn sie eher eine “Frau des Volkes” war und der Vizekönig sein Fett bekam, könnte man einen Punkt machen.
