Russlands Aggressionskrieg richtet sich nicht nur gegen die Ukraine, sondern auch gegen deren kulturelles Erbe, darunter Kirchen, Museen, Monumente und Mosaike. Seit Beginn der Offensive im Februar 2022 wurden bereits über 800 Kulturstätten beschädigt oder zerstört, davon 120 von nationaler Bedeutung, wie das Kulturministerium in Kiew gerade veröffentlicht hat. UNESCO stuft zahlreiche Welterbestätten in der Ukraine als gefährdet ein, darunter die Sophienkathedrale in Kiew und die Altstadt von Lwiw.
Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte in Marburg hat seit Oktober 2022 bis zu 20 Fotografen mit digitalen Kameras und Spezialobjektiven in die Ukraine entsandt, um historisch oder kulturell bedeutende Gebäude zu dokumentieren. Diese Fotos dienen als Grundlage für potenzielle Rekonstruktionen, wissenschaftliche Dokumentationen und kulturelle Erinnerungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf historischen Holzkirchen, modernen Denkmälern und Wandmosaiken.
Die Zerstörung kulturellen Erbes in der Ukraine wird immer größer, wie der Fall der Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Charkiw zeigt, die Anfang 2022 schwer beschädigt wurde. Es wird vermutet, dass die Angriffe auf Kulturstätten in erster Linie Kollateralschäden bei Angriffen auf Infrastruktur oder Militäreinrichtungen sind, und nicht gezielt darauf abzielen, die ukrainische Identität zu zerstören.
Das Fotoarchiv und Forschungsinstitut in Marburg, eines der größten Bildarchive zur europäischen Kunstgeschichte, sammelt und sichert diese Aufnahmen, um die Kultur und Identität der Ukraine zu bewahren und zu rekonstruieren. Das Projekt wird co-finanziert und hofft, dass der Krieg bald endet, damit die Daten veröffentlicht werden können.