Es ist nicht alltäglich, dass Mitglieder der jüdischen und muslimischen Gemeinden zusammenkommen. Noch bemerkenswerter ist jedoch die Vereinigung, die Monika Bunk und Bilal El-Zayat vor einem Jahr gegründet haben, genannt “Gemeinsam e.V. Marburger Gemeinschaft für Jüdisch-Muslimischen Dialog”. Die beiden Aktivisten betonen, dass sie den Nahostkonflikt nicht nach Marburg bringen werden, wo er nicht gelöst werden kann.
Ihre Initiative in Marburg ist ein Beispiel dafür, wie es möglich ist, Spaltungen zu überwinden: Bunk ist jüdisch, Theologin; El-Zayat ist Muslim, Chirurg. Sie kennen sich seit 20 Jahren und haben beide einen deutschen Integrationspreis für ihr Engagement erhalten.
Das Vertrauen zwischen den beiden Gemeinschaften wird durch den aktuellen Nahostkonflikt auf die Probe gestellt. Die islamische Gemeinschaft in Marburg umfasst etwa 5.000 Menschen, und einige von ihnen sind Palästinenser aus dem Gazastreifen. Emotionen kochen hoch, wie El-Zayat berichtet, und es gab Fälle von persönlichen Verlusten aufgrund der jüngsten Luftangriffe.
Vertrauen ist im Laufe der Zeit in der jüdisch-muslimischen Vereinigung gewachsen, und Mitglieder achten darauf, dass Religion und Politik streng getrennt werden. Trotz Meinungsverschiedenheiten gibt es eine gemeinsame Sache: der Wunsch, in Marburg friedlich zusammenzuleben – auch wenn es bei politischen Diskussionen zu hitzigen Auseinandersetzungen kommen kann.
Juden und Muslime haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, so das Motto der Organisation. Bunk und El-Zayat betonen Erfolge früherer gemeinsamer Proteste und Veranstaltungen zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses. Sie planen zukünftig sogar Schachturniere und Kochkurse als Möglichkeiten, um Menschen einander näher zu bringen.
Insgesamt haben Bunk und El-Zayat bereits viel erreicht, doch sie sind sich bewusst, dass das Zusammenleben von Juden und Muslimen noch lange nicht überall als normal angesehen wird. Dennoch sehen sie sich als Vorbilder und hoffen auf eine bessere Zukunft.