Vier Jahre nach den terroristischen Anschlägen von Hanau reflektieren die Familien der Opfer über das Islamophobie-Problem in Deutschland. Die Opfer waren Gökhan Gültekin, Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov und Vili Viorel Păun, die bei den Angriffen auf zwei Shisha-Bars in Hanau getötet wurden. Der Täter, ein bekannter Rechtsextremist, hatte gezielt Ziele ausgesucht, die bei jungen Muslimen beliebt waren, und am Ende auch sich selbst erschossen. Dieser Vorfall verdeutlichte tiefe Mängel in der Reaktion der Regierung auf rechtsextremistische Gewalt und den hohen Grad an Rassismus, insbesondere Islamophobie, in der deutschen Gesellschaft.
Trotz jahrelanger Bemühungen sind die Familien der Opfer immer noch auf der Suche nach Antworten und Verantwortlichkeit für das Versagen der Behörden. Die 19. Februar Initiative, die von den Familien gegründet wurde, kämpft für Gerechtigkeit und Aufklärung. Sie hat dazu beigetragen, dass die Landesregierung eine öffentliche Untersuchung zu den Vorfällen einleitete, deren Ergebnisse jedoch nicht zufriedenstellend waren. Die Initiative fordert unter anderem strengere Waffengesetze, da der Täter legal über 500 Patronen besaß. Darüber hinaus hat sich auch Migrantifa Berlin gegründet, eine linksgerichtete antirassistische Gruppe, die sich für die Rechte von Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund einsetzt.
Die deutschen Behörden haben erstmals eine Expertenkommission gegen “anti-muslimischen Hass” eingesetzt, um die Ausmaße von Vorurteilen gegen Muslime im Land zu untersuchen. Der Bericht, der am Ende von 2023 veröffentlicht wurde, zeigt, dass Islamophobie in allen Bereichen der Gesellschaft präsent ist. Die Polizei ist beispielsweise nicht ausreichend geschult, um anti-muslimische Hassverbrechen zu erkennen, und es fehlen spezielle Kategorien zur Erfassung solcher Straftaten. Angesichts des mangelnden Handlungsbedarfs der Behörden wenden sich antirassistische Aktivisten nun vermehrt den Künsten zu, um sicherzustellen, dass die Opfer von Hanau nicht vergessen werden und die Bedrohung durch rechtsextremen Terror weiterhin im Bewusstsein bleibt.