Eine Sommeruniversität an der Goethe-Universität Frankfurt untersucht die Verbindung zwischen Religion und europäischer Expansion aus postkolonialer Perspektive. Die Organisatoren des Early Modern History Summer Schools mit dem Titel Religion in Postkolonial Times waren vom 24. bis 26. Juli verantwortlich.
Der Kurs konzentrierte sich auf die Frühe Neuzeit, etwa von 1500 bis 1800. Diese Zeitspanne hat ihren besonderen Reiz, da die postkoloniale Geschichte sich oft auf die Zeit ab dem 19. Jahrhundert konzentriert. Historiker wie Birgit Emich, Xenia von Tippelskirch und Michael Leemann beleuchten die Entwicklung Europas vor dieser Periode und wie Religion eine Schlüsselrolle bei der Kolonisierung spielte.
Die Begegnungen zwischen Europäern und Ureinwohnern führten zu kulturellen Fusionen und Widerständen. Die Missionare jener Zeit versuchten, lokale Bräuche anzunehmen und die indigenen Völker für das Christentum zu gewinnen, wodurch es zu einer kulturellen Vermischung kam. Ambivalenzen und eine gewisse Offenheit kennzeichneten die historische Entwicklung vor dem 19. Jahrhundert.
Religion und religiöse Akteure spielten eine wichtige Rolle bei der Kolonisierung und der Frage nach dem Status von Nicht-Europäern. Missionare waren oft Kritiker der Sklaverei, aber gleichzeitig stellten sie die Fähigkeit von Nicht-Europäern, echte Christen zu sein, in Frage. Auch die Bedeutung religiöser Debatten für die Geschichte des Rassismus wurde diskutiert.
Die Teilnehmer reflektierten über diese Fragen mit Geschichtsexperten aus Deutschland und der Schweiz. Das Ziel war ein interdisziplinärer Austausch, der durch Bibliotheksbesuche und Filmvorführungen über koloniale Geschichte ergänzt wurde. Die Veranstaltung thematisierte auch, wie Archive und Dokumente die Geschichtsschreibung beeinflussen und wie die Stimmen der Indigenen und Versklavten gehört werden können.