Die Operette La Périchole von Offenbach, eingebettet in das Milieu der pikanten portugiesisch-spanischen politischen Skandale des 18. Jahrhunderts, wurde oft kritisiert, dass sie sich nicht für ein modernes, ausländisches Publikum übersetzen lassen würde. Regisseur Nikolaus Habjan und das gesamte Team der neuen Produktion des MusikTheater an der Wien nahmen diese Kritik jedoch an und aktualisierten die Operette auf gelungene Weise.
Vor dem ersten Einsatz wurde die Bühne mit einem Persiflage-Hintergrund einer langjährigen Kampagne der FPÖ, einer rechtsextremen Partei, die die Wähler immer dazu ermahnte sicherzustellen, dass Wien nicht in Istanbul, Chicago oder eine andere vermeintliche Höllenstadt verwandelt wurde, eingerichtet. Die Operette spielt in Lima, repräsentiert aber eher Wien. Durch die Mülltonnen, die charakteristischen Fußgängerübergänge und einen schrägen Würstelstand namens “Zum scharfen Andres” wurden jegliche Zweifel durch zahlreiche dialogsprachige Szenen beseitigt.
Durch geschickte Kombination der verschiedenen deutschen Libretti, die aufgrund von Offenbachs langjähriger Beziehung zu Wien verfügbar waren, gelang es dem Ensemble, politische Referenzen und Skandale in humorvoller Weise einzuflechten. Die Komödie wurde von einem erfahrenen Cast aus Operetten- und Theaterstars der Wiener Szene, darunter Boris Eder, Gerhard Ernst, Tania Golden, Alexander Strömer, Alexandra Maria Timmel und Bettina Soriat, hervorragend umgesetzt.
Die musikalische Seite wurde vom ORF Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Jordan de Souza präsentiert, die sowohl energetisch durch Offenbachs flotte Partitur führten als auch subtile Schattierungen einbrachten. Trotz gelegentlicher Probleme mit den Mikrofonen für die Sängerinnen und Sänger zeigte sich das Orchester in Top-Form. Die Choreographie von Ester Balfe hielt das Geschehen ebenfalls so hektisch und unterhaltsam wie den Rest der Produktion.
Was die Handlung betrifft, spielte sie letztlich eine untergeordnete Rolle. Der Fokus lag vielmehr auf dem fröhlichen Ende und dem spaßigen Umgang mit den vielen lächerlichen politischen Skandalen, die als vollständige Fiktion betrachtet wurden. Es war ein gelungener Abend voller Lachen und Unterhaltung, bei dem die Kunst der Operette in neuem Licht präsentiert wurde.