Dr. Claus Wriebe arbeitet seit über 14 Jahren in der Ersatzteillogistik von Volkswagen und übernahm Anfang 2014 die Leitung des Depots Kassel. In einem dreiteiligen Bericht untersucht Automotive Logistics das Ausmaß und die Bedeutung der riesigen Ersatzteilbetriebe des Volkswagen-Konzerns, die um Kassel in Deutschland angesiedelt sind. Die Verwaltung der Verteilung von Service-Teilen ist genauso komplex wie die Logistik der eingehenden Produktion, aber ohne den Vorteil hoher Volumina, die in den Montagewerken zusammenlaufen. Automobilhersteller müssen immer Tausende von Teilen in relativ geringer Stückzahl beschaffen und über verstreute Händlernetzwerke verteilen. Diese Unterschiede nehmen zu, da die Autopopulation altert und neue Modelle auf den Markt kommen.
Ein zentraler Faktor bei der Lösung des Fragmentierungsproblems auf dem Aftermarkt war die Zentralisierung von Teilen in sogenannten „Master“-Lagern. Diese Strategie wird jedoch durch das Wachstum neuer Märkte, die Verbreitung gemeinsamer Teile über verschiedene Produktionsstandorte und die steigende Anzahl von Modelloptionen erschwert. Der Artikel beleuchtet das „Original Teile Center“ (OTC) von Volkswagen in Kassel, Deutschland, das als größtes Ersatzteillager in Europa gilt und ein wichtiger Knotenpunkt im globalen Logistiknetzwerk des Konzerns ist. Die Lager umfassen mehr als 450.000 von insgesamt 1,65 Millionen Teilen des Volkswagen-Konzerns.
Die Leistungsfähigkeit des Depots Kassel liegt in der Bereitstellung von Ersatzteilen für alle Marken des Volkswagen-Konzerns sowie für andere Automarken wie Skoda und Seat. Es fungiert als wichtiger Ausgangspunkt für die weltweite Ersatzteilversorgung und verarbeitet täglich durchschnittlich 70.000 Bestelllinien. Das Lager in Kassel beliefert vor allem europäische Depots, aber auch globale Großhändler. Die reibungslose Verfügbarkeit von Teilen ist entscheidend, da die regionalen Depots in der Regel nur 70.000 Teile auf Lager haben, der Rest wird in Masterlagern wie Kassel gelagert.
Depot Kassel spielt eine entscheidende Rolle in der Bewältigung von Herausforderungen in Bezug auf die Lieferzuverlässigkeit und Bestandsreduzierung. Das Lager verzeichnet täglich durchschnittlich 370 Lkw, 120 Schienenwagen und 80 Container, die Ware ein- und ausliefern. Um die Effizienz zu steigern, investiert Volkswagen in das Lager und plant weitere Automatisierungs- und Optimierungsmaßnahmen. Das Unternehmen arbeitet aktiv an der Reduzierung des Bestands, wobei eine Neuprogrammierung des SAP-Systems und Projekte zur verbesserten Nachfragevorhersage und Picking-Genauigkeit eine Rolle spielen. Die Einführung eines Kaizen-Programms zur kontinuierlichen Verbesserung und die Erkundung von Technologietrends wie 3D-Druck und vorausschauender Wartung sind ebenfalls Teil der Strategie. Dr. Wriebe und sein Team bereiten sich darauf vor, die Auswirkungen von Technologieentwicklungen auf den Aftermarkt bis 2020 und darüber hinaus zu bewältigen.