Zum 200. Geburtstag des Komponisten Jacques Offenbach in diesem Jahr wird eine genauere Untersuchung seiner Werke angestrebt. Obwohl er ungefähr 130 Bühnenmusiken komponierte, wird sein Profil oft auf einen temperamentvollen Cancan oder eine träumerische Barcarole reduziert. Aus diesem Anlass werden seltener aufgeführte Opern in den letzten zwei Saisons in ganz Europa inszeniert, wie beispielsweise “La Grande-Duchesse de Gérolstein” in der deutschen Stadt Köln. Der britischen Erstaufführung von “Fantasio” bei der Garsington Opera folgt Barrie Koskys Regiedebüt bei den Salzburger Festspielen im August mit “Orphée aux Enfers”.
Offenbachs Werk “Hoffmann”, das er bei seinem Tod im Jahr 1880 unvollendet ließ, repräsentiert eine andere Seite des Komponisten als seine komischen Opern. Das Werk entstand in der Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-71, als Offenbach wegen seiner deutschen Herkunft ins Exil gezwungen wurde. Robert Carsens Inszenierung aus dem Jahr 2000 von “Les Contes d’Hoffmann” bleibt im Repertoire der Opéra Bastille, mit einer Wiederaufnahme im folgenden Jahr. Diese Oper zeigt verschiedene Orte innerhalb der Opéra Bastille und des Palais Garnier.
Die Produktion in der Oper Köln wird gesungene Nummern im Originalfranzösisch darbieten, während der gesprochene Dialog ins Deutsche übersetzt wird, damit die Zuschauer die Geschichte verfolgen können. Offenbach war ein Mann des Theaters, der seine eigenen Werke dirigierte und eng mit seinen Librettisten zusammenarbeitete. Seine Werke werden regelmäßig in ganz Deutschland aufgeführt und haben auch im postnazistischen Deutschland ein Comeback erlebt. Sein Werk hat auch in anderen Ländern eine große Resonanz gefunden, obwohl seine komischen Opern im englischsprachigen Raum nicht stark übersetzt wurden.
Insgesamt wird Offenbach jetzt als einer der wichtigsten Figuren in der Musik des 19. Jahrhunderts angesehen. Die Wiederentdeckung seiner Arbeiten durch die Wissenschaft wird ihm im vollen Umfang gerecht, wenn Theater auf der ganzen Welt weiterhin weniger bekannte Werke programmieren. Das schließt romantische Opern wie “Les Fées du Rhin” oder politische Satiren wie “Le Roi Carotte” ein. In diesen weniger bekannten Werken lebt die Oper weiter.