Zwei Tage nach den extremistischen rechtsradikalen Morden in Hanau kehrt in den Straßen rund um den Heumarkt der Stadt etwas Normalität ein. In der Nähe der Midnight Shisha Bar, die noch abgesperrt ist, gehen Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds in Bäckereien, Drogerien und Banken ein und aus. Mustafa Bayram betreibt einen Lebensmittelstand nur wenige Meter vom Tatort entfernt und fühlt sich nicht bedroht. Der 59-jährige türkisch-kurdische Mann lebt seit 1978 in Deutschland und sieht keinen Grund zur Angst. Er lehnte sogar Polizeischutz ab, da er sich gut mit seinen Kunden versteht und nichts Schlimmes passiert sei.
Nach dem Angriff in Hanau forderte Innenminister Horst Seehofer eine verstärkte Polizeipräsenz in ganz Deutschland. Moscheen und andere sensible Einrichtungen sollen nun stärker bewacht werden. Sakalikaba zeigt sich teilweise offen für die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, da er sich nach dem Angriff in seiner Nähe nach mehr Schutz für Geschäfte und eine größere Polizeipräsenz in der Umgebung sehnt.
Safia Shams, eine 18-jährige Studentin mit afghanischen Wurzeln, zeigt sich schockiert über den Angriff in Hanau. Sie hofft, dass Deutschland mehr gegen rassistische Kommentare, insbesondere von der AfD, unternehmen wird. Als Deutscher mit Großeltern, die nach Deutschland eingewandert sind, kennt sie Alltagsrassismus und hofft darauf, dass die Politik und die Gesellschaft in Zukunft mehr gegen Rechtsextremismus unternehmen.
In einem Industriegebiet erinnert eine kurdische Gemeinschaft an Ferhat Unvar, der beim Angriff in Hanau getötet wurde. Der junge Mann wollte eine eigene Firma gründen und seinen Mitmenschen ein warmes Zuhause bieten. Seine Verwandten und die Gemeinschaft trauern um ihn und betonen die Notwendigkeit von sozialer Zusammenarbeit und Solidarität in Zeiten wie diesen. “Wir sind alle Ferhat”, sagt ein Familienmitglied.