Der alternde Dichter, Uwe Schönbeck, reflektiert über sein Leben in ‘Les Contes d’Hoffmann’ in der Komischen Oper. Seit mehr als einem Jahr hat er keine Oper mehr im Theater live gehört und ist mittlerweile von Opernvideos ausgebrannt. Er vermisst das umgebende Publikum, die sinnliche Wirkung der Stimmen und die Kameradschaft während der Aufführungen, die er gerne als “Plaudern mit meinen Kollegen” bezeichnet.
Am meisten vermisst er das Gefühl, das er als “großes Opernenbuzz” bezeichnet. Dieses Glücksgefühl und Staunen, das eine überragende Opernleistung hervorruft, ist schwer zu erreichen, aber nicht unmöglich. Eine Streaming-Aufführung von Offenbachs Oper ‘Les Contes d’Hoffmann’ in der Komischen Oper Berlin bietet eine überwältigende Vorstellung und erweckt dieses lang vermisste Gefühl zum Leben.
Der Regisseur Barrie Kosky setzt die fantastische Geschichte des Dichters Hoffmann auf kunstvolle Weise um, indem er eine Kurzgeschichte des Schriftstellers E.T.A. Hoffmann verwendet. Hoffmanns Charakter wird auf drei Künstler aufgeteilt, wobei der Schauspieler Uwe Schönbeck den Dichter am Ende seines Lebens verkörpert. Die Aufteilung der Musik Hoffmanns zwischen zwei Sängern wirkt jedoch weniger überzeugend.
Die herausragende Leistung der Sopranistin Nicole Chevalier in vier Rollen ist beeindruckend und stellt den Rest des Ensembles in den Schatten. Trotzdem scheint der Bassist Dimitry Ivashchenko, der interessante Aufgaben hat, nicht richtig ins Rampenlicht zu treten. Die Regiearbeit von Barrie Kosky glänzt mit einem intellektuell eleganten Konzept und einer akribischen Umsetzung, die sowohl fantastisch als auch herzzerreißend ist. Die Produktion kann noch einen Monat lang kostenlos auf der Operavision-Streamingseite angesehen werden.