In dieser letzten Zusammenarbeit mit den brillanten Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy schrieb Jacques Offenbach eine beißende Satire auf Gesellschaft und Politik, verpackt in seinem charakteristischen musikalischen Witz. Das 1869 in Paris uraufgeführte Werk “Les Brigands” ist zeitlos und thematisiert die Absurditäten der Bürokratie und die Launen des Schicksals, versteckt in einem Spiel aus Räubern, Polizisten und Verwechslungen. Die Moral der Geschichte ist, dass betrügerische Banker und Minister weitaus korrupter sind als ehrliche Diebe und die dünnen Grenzen zwischen Recht und Gesetzlosigkeit aufzeigen.
Die Handlung dreht sich um eine Gruppe whimsischer italienischer Banditen, die statt bedrohlich eher komisch und ungeschickt sind, aber ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus sind. Es werden humorvolle Missverständnisse, romantische Verstrickungen und geistreiche Gesellschaftskommentare verflochten. Am Ende wird Falsacappa, der Anführer der Banditen, zum Polizeichef ernannt, weil es ihm immer gelungen ist, ihnen zu entkommen. Die Operette bietet eine Gelegenheit für eine zeitgemäße Satire mit bitteren und humorvollen Anspielungen auf Geld, Macht, Politik und vor allem die Korruption von Politikern und die lächerlichkeit der für Recht und Ordnung zuständigen Institutionen.
Regisseur Max Hopp lässt die Charaktere ihre Manierismen überzeichnen, um sie witzig wirken zu lassen, was jedoch nicht gelingt. In Kombination mit den aufwendigen und farbenfrohen Kostümen von Katrin Kath-Bösel wirken sie billig und unterstreichen die stereotypischen Attribute der Charaktere, was die Subtilitäten der Handlung zunichte macht. Die musikalische Leitung durch Adrien Perruchon ist lebhaft und ansprechend, jedoch fehlte es an dem nötigen Augenzwinkern, um Offenbachs Partitur richtig zu entfachen. Ein Höhepunkt des Abends war die Parodie des Finanzministers Antonio, der mit einer übertriebenen Darbietung seine Liebe für den Job zeigte, in dem er sich mit öffentlichen Geldern seine Geliebten und Hobbys finanzierte.
Die große Besetzung wurde von Alexander Kaimbacher als Falsacappa, dem Anführer der Bande von Dieben, angeführt, der eine herausragende stimmliche Leistung zeigte und offensichtlich Spaß hatte. Die männlichen Charaktere waren gut besetzt, wobei Bariton Noam Heinz als Herzog von Mantua und Tenor Ivan Turšić als Conte de Gloria-Cassis überzeugend wirkten und ihren Charakteren eine glaubwürdige Offenbach’sche Satire verliehen. Leider war die Besetzung der Damen nicht ganz so erstklassig, mit Sopranistin Nadja Mchantaf als Fiorella, Tochter von Falsacappa, die nicht überzeugend genug war und mit Problemen bei hohen Tönen zu kämpfen hatte. Insgesamt fiel die Inszenierung von Max Hopp im Vergleich zu Offenbachs großartigen Buffo-Operetten leider etwas zu flach aus.