Physiker aus Gießen und Potsdam haben eine Methode zur frühzeitigen Vorhersage von El Niño-Ereignissen mit hoher Gefahrenpotenzial entwickelt. Das Wetterphänomen El Niño tritt unregelmäßig im Pazifik auf und kann verheerende Folgen haben. Die Methode, entwickelt von Armin Bunde von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Josef Ludescher und John Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, ermöglicht es erstmals, vorherzusagen, wie gefährlich ein bevorstehendes El Niño-Ereignis etwa ein Jahr im Voraus sein wird. Ihre Ergebnisse wurden nun im wissenschaftlichen Journal “npj Climate and Atmospheric Science” veröffentlicht.
Es gibt zwei verschiedene Formen dieses Wetterphänomens: Der Zentralpazifik-El Niño, bei dem sich das warme Oberflächenwasser nur bis zum Zentrum des Pazifiks erstreckt, und der Ostpazifik-El Niño, bei dem das warme Wasser den östlichen Pazifik erreicht. Letzterer ist viel gefährlicher, da er zu schweren Dürren, starken Regenfällen und Überschwemmungen weltweit führen kann. Die Methode der Physiker basiert auf der Analyse der Wassertemperaturen im West- und Zentralpazifik seit 1950 und ermöglicht es, nicht nur das Einsetzen eines El Niño zu prognostizieren, sondern auch die Art des El Niño und somit sein Gefahrenpotenzial vorherzusagen.
Die neue Vorhersagemethode hat eine Genauigkeit von 86 Prozent bei der Bestimmung des Typs eines bevorstehenden El Niño. Das Frühwarnsystem ermöglicht es, rechtzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten zu ergreifen, um mögliche Katastrophen zu verhindern oder zumindest abzumildern und menschliche Leben zu schützen. Die hohe Qualität der Vorhersagemethode übertrifft die aktuellsten Generationen von Erdmodellen hinsichtlich Vorwarnzeit und Genauigkeit. So konnte beispielsweise das diesjährige Ostpazifik-El Niño bereits im Dezember 2022 mit Hilfe der Methode vorhergesagt werden.